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Leseliste Martina

Lars Gustafsson, Nachmittag eines Fliesenlegers,1991.
Eine merkwürdige verlassene Villa, ein alter Fliesenleger, der das Bad kacheln soll, aber keinen Bauherrn antrifft, eine junge Frau, die den branntweinseligen Handwerker um Hilfe bittet, Begegnungen mit Menschen aus einer lange zurückliegenden Vergangenheit an einem regnerischen Tag. Torsten Bergmann, 65 Jahre alt, steht auf der Verliererseite des Lebens. Der früh "in Rente gegangene" Fliesenleger hält sich mit Schwarzarbeit über Wasser. Er hat keine Familie und Freunde mehr. Sein Haus, sein Auto, kurzum sein ganzes Leben ist verlottert. Die Handlung verspricht keine größeren Überraschungen. Man hat das Gefühl, dass alles zusammenpasst. Am Ende eines langen Tages hat man sich und ein Stück Familie irgendwie wiedergefunden. Man ist nicht mehr alleine. Ein zartes Buch zum Nachdenken.

Reif Larsen, Die Karte meiner Träume, 2009.
T. S. Spivet ist zwölf Jahre alt und ein genialer Kartograph. Denn er weiß genau, dass nichts von Dauer ist. Der Whiskykonsum seines Vaters wird ebenso in Diagrammen festgehalten wie die Anatomie von Glühwürmchen. Inmitten seiner merkwürdigen Familie lebt er auf einer Ranch in einem flachen Tal in Montana. Und eines Nachts begibt sich T.S. auf die Reise nach Washington und damit in ein unglaubliches Abenteuer. Reif Larsens Debüt ist ein Juwel: Ein mit vielen Karten und wundervollen Zeichnungen versehener Roman über Freundschaft, Kindheit, Schuld und über Zuhausesein. Ergreifend, geheimnisvoll und verspielt, ein wahres Feuerwerk von Gefühlen und Ideen.

Angelica Ammar, Die Zeit der grünen Mandeln, 2010.
Angelika Ammar zeichnet ein sensibel sinnliches Bild einer Frau namens Yamina und ihrer Familie in Tunesien in der Zeit des radikalen Übergangs von der Tradition in die Moderne mit allen Schwierigkeiten und Verwicklungen, die damit für die einzelnen Personen entstehen. Schritt für Schritt erzählt die Autorin liebevoll das zunehmende Scheitern der Hauptfigur, die mit ihren eigenen Bedürfnissen und den unterschiedlichsten Anforderungen ihrer Umwelt kein schlüssiges Lebenskonzept findet und doch an ihren Träumen von der großen Liebe festhält.

Laurent Quintreau, Und morgen bin ich dran. Das Meeting, 2006.
Elf Manager eines internationalen Unternehmens sitzen beim Meeting. Zehn AbteilungsleiterInnen und der Geschäftsführer. Quintreau offenbart in atemloser Sprache dem Leser die Gedanken und Gefühle der jeweiligen Teilnehmer. Elf innere Monologe gewähren intimste Einblicke. Während sich die Mayer mit Beruhigungsmittel ruhig stellt, sieht sich de Vals schon bald im Chefsessel, Tissier wird von seinen Hämorrhoiden geplagt und Stoeffer schwelgt in seinen Mordgelüsten. Alle verbindet die Angst um den Arbeitsplatz und die Hoffnung auf eine geglückte Karriere. Ein atemloses und beängstigendes Stück Literatur das beinahe als Theaterstück funktionieren könnte.

Stefan Beuse, Alles was du siehst, 2009.
Ein buch, dass man gar nicht weglegen möchte. Es ist spannend, hinter jeder Seite erwartet man ein großes Geheimnis, man glaubt es schon lösen zu können, es zu fassen und dann bleibt die Geschichte in ihren verschiedenen Erzählsträngen doch rätselhaft und ungreifbar mysteriös. Poesie und Spannung wechseln sich ständig ab. Man ist hin und hergerissen zwischen den verschiedenen Welten die Beuse für den Leser erschafft. Man glaubt das Rätsel lösen zu können, bis zu Schluss. Doch eine eindeutige Lösung bleibt der Autor schuldig. Es bleibt beim Leser den Sinn zu ergründen, die Lebensgeschichten bleiben surreal verstrickt. Das Buch garantiert Spannung bis zur letzten Seite, das Ende etwas zu überraschend bleicht offen.