Leseliste Martina
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- Veröffentlicht am Samstag, 25. August 2012 14:55
Wolfgang Bergmann, Die kleinere Sünde, 2010.
"Das Aufdecken eines Skandals kann vieles verändern. Auch den Aufdecker. Norbert Kranzel erfährt das am eigenen Leib, als er lange zurückliegende Missbrauchsfälle in der Kirche ans Licht bringt. Und dabei feststellt, was es bedeutet, die kleinere Sünde zu wählen." (Klappentext)
Ein kurzweiliger Roman, geschrieben von einem Kircheninsider. In der Handlung verpackt ist ein fiktiver Email-Dialog mit einem Bischof aus Rom über die Frage: Was glaubt der, der glaubt? Spannend ist die Erzählung bis zum Schluss. Die vielen Erzählebenen, Schauplätze und Themen machen die Geschichte vielfältig und ansprechend.
"Der Dämon des Gegenteils!" "Das verstehe ich wie?" "Die alten Bilder von den Dämonen finde ich sehr brauchbar. Nicht, dass ich an Dämonen glaube. Aber Haltungen und Gedanken zu personifizieren, hilft mit ihnen umzugehen. Ich habe einen Gnom, den Dämon des Gegenteils. Wenn ich etwas wähle, sagt er mir hinterher, dass genau das andere besser gewesen wäre. Aber ich habe den Kerl schon durchschaut. Wähle ich das andere, erklärt er mir wieder, dass es falsch ist. Er ist eigentlich ein ziemlicher Arsch. (S. 71)
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- Veröffentlicht am Mittwoch, 08. August 2012 15:52
Anna Katharina Fröhlich, Kream Korner, 2010.
"Eine junge Frau und ihre gänzlich unkonventionelle Tante reisen nach Indien, entschlossen, dem Leben wieder Schönheit, Sinn und Abenteuer abzuringen." Ein Roman wie in drei Teilen. Am Anfang und am Ende findet sich die Leserin in Indien. Im Dunstkreis der reichen Sikh-Familie Bill erlebt die junge Ich-Erzählerin die Kluft zwischen Arm und Reich, sie sieht wie sich das moderne Indien ändert und wie doch vieles beim Alten bleibt. Sie lebt, obwohl äußerlich in der großen weiten Welt, in ihrer kleinen Welt, die die Leserin im mittleren Teil kennenlernt. Es handelt sich um ein kleines Häuschen in der französischen Provence, in dem die Tante botanisiert, der Onkel dem Tod entgegengeht und die Nichte teilweise vor Langeweile in den Büchern verschwindet. Ein sprachlich farbenfrohes Buch. Die Geschichte ist nicht besonders mitreißend, dafür aber die detailverliebten Schilderungen und der humoristisch bittere Ton.
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- Veröffentlicht am Mittwoch, 11. Juli 2012 12:35
Stefan Slupetzky, Absurdes Glück, Bittersüße Geschichten, 2004.
In vierzehn Geschichten erzählt Stefan Slupetzky Kurioses, Erfrischendes, Abgründiges ... und würzt seine Erzählungen mit reichlich schwarzem Humor. Distanziert und voller Ironie wird ein Menschenschicksal nach dem anderen aufgerollt. Mit seiner pointierten Sprache und viel Wortwitz kreiert Slupetzky seine bittersüßen Geschichten. Zum Beispiel lässt er den Zufall Regie spielen und sinniert, was es für ein Glück bedeutet hätte, wenn Adolf Hitler einem jüdischen Mädchen begegnet wäre. Hätte die Anna nicht das Gulasch versalzen, der Otto dies aus dem Fenster gespieen und eine Taube vom Fensterbrett verjagt, die wiederum dem Fräulein Hannah auf den Mantel geschissen hat, so dass es heimgekehrt ist, statt mit Hitler am Naschmarkt zusammenzustoßen. Mit einem Wort: Der zweite Weltkrieg mit der Judenverfolgung wäre abwendbar gewesen, wenn ... ja wenn...
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- Veröffentlicht am Montag, 23. Juli 2012 13:37
Diana Evans, 26a, 2005.
Das Buch beginnt mit der Geschichte von zwei kleinen Tieren, die nach einem Unfall als die Zwillinge Georgia und Bessi wiedergeboren werden. (Ein etwas verwirrender Einstieg, den man nicht gleich versteht - aber da kommt die Leserin darüber hinweg.) Ihre Familie besteht aus: Aubrey Hunter, dem Vater aus England, der unter seiner dominanten Mutter leidet und nur durch Reisen von ihr zu entkommen scheint; Ida, seine Frau aus Nigeria, die mit der Kälte in Grossbritannien nicht zurecht kommt und ihre Heimat und ihre Mutter vermisst; die älteste Schwester Bel, die bald ihr eigenes Leben führt und die jüngste Tochter Kemy, die immer versucht am Leben der Zwillinge teilzuhaben, schliesslich aber zu ihrer eigenen Stärke findet.
Der Roman dreht sich aber hauptsächlich um die Zwillinge und ihr Erwachsenwerden. Liebevoll beschreibt die Autorin, die selbst ein Zwilling ist, die Beziehung der beiden, ihre Marotten, ihre Unsterschiede und ihr Kampf um Eigenständigkeit und Zweisamkeit. Sprachlich ist das Buch nicht herausragend, aber es berührt an vielen Stellen, besonders das Ende hat mich zu Tränen gerührt. Ein lesenswertes Buch.
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- Veröffentlicht am Mittwoch, 11. Juli 2012 12:26
Joseph von Westphalen, Lametta Lasziv, 2001.
Lametta Lasziv, die schöne junge Frau aus dem Osten, die im Westen ein Vermögen machte, weil sie begriff, dass Weihnachten ein Fest der käuflichen Liebe und der funkelnden Gelüste ist. Eine kleine nette Geschichte über den Aufstieg eines jungen Mädchen aus dem Osten, die zu einer gerissenn Geschäftsfrau wird. Ein Vorbild soll sie sein für die Menschen aus dem Osten.
Die Geschichte ist unglaubwürdig, auch sprachlich bleibt der Text eher an der Oberfläche. Eine nette Zwischendurchlektüre die zur Romanitsierung des Sexgewerbes tendiert.