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Jón Kalmann Stefánsson, Das Knistern in den Sternen, 2005.
Eine wundervolle, poetische Geschichte über vier Generationen einer Familie. »Eine fremde Frau kommt aus Vaters Schlafzimmer...« Der kleine Junge, der erst vor kurzem seine Mutter verloren hat, muss ein neues Wort lernen: Stiefmutter. »Jetzt bist du erledigt«, sagen seine Spielkameraden, und weil Vater meist mit seinem Trabant und seiner Maurerkelle zu Baustellen unterwegs ist, flüchtet sich der Junge mit seinen Zinnsoldaten in eine märchenhafte Welt: Ganze Armeen helfen ihm, seine Einsamkeit niederzuringen. Zuwendung erfährt er von der Großmutter, die ihm abenteuerliche Geschichten von ihren Eltern erzählt. Von seinem abenteuerlustigen Urgroßvater, und seiner Urgroßmutter mit den Kindern. Jahre später schreibt der Ich-Erzähler diese Geschichten nieder, er besucht noch einmal die Orte seiner Kindheit, begibt sie auf die Spuren seiner Familiengeschichte.
Es geht um Liebe, um die Verirrungen des Herzens, über Lebensentwürfe, um Vernunft und Unvernunft, Alkohol und die Schönheit und Einsamkeit Islands, um die Zeit und ihre Vergänglichkeit, um das Leben und seine Endlichkeit. Ein sehr vielschichtiger Roman, in dem nicht viel passiert doch vieles angsprochen wird. Existentielle Fragen werden aufgeworfen ohne in Klischees zu verfallen.
"Und das ist alles, was von sechs, nein, sieben Leben geblieben ist, wenn wir den rothaarigen Seemann mitzählen; alles, von hunderfünfzig Jahren, von Mond und Sternen, zwei Weltkriegen, Pferdekarren, Raumflügen. Sieben Leben, hundertundfünzig Jahre. [...] und alles, was davon übrig ist, ist die Vesturgata, ein leeres Giebelfenster und eine alte Tante, die alles vergessen hat, sogar ihren eigenen Namen." Ein wunderschönes Buch - zum mehrmals lesen.