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- Veröffentlicht am Montag, 19. März 2012 20:01
Thomas Clavinic, Wie man leben soll, 2004.
"Wenn man jung ist und ein Mann, dann kann es sein, dass man ein Schulterzucker, ein Sitzer ist. Zumindest, wenn man zu einer Generation gehört, die nicht so recht weiß, wie man nun eigentlich leben soll." (Klappentext)
Charlie Kolostrum ist jung, ein Maturient ohne, wie ihm schnell klar wird, verwertbare Interessen. Das Studium der Kunstgeschichte verfolgt er somit nie ernsthaft, doch lange Zeit wird er von seiner Mutter und den Verwandten finanziell ausreichend unterstützt, was ihm ein gemütliches Leben in Cafés, Bars und Spielhallen erlaubt. Er rutscht immer mehr ab, und würde er von seinen Freunden nicht zur Arbeit, sprich Teilhabe am realen Leben, gezwungen werden, natürlich auch aus sehr egoistischen Gründen, würde er wohl sein Leben nicht in den Griff bekommen. "Man ist eben ein Sitzer", wie ihm einer seiner Lebensratgeber praktischerweise diagnostiziert hat. Warum also anstrengen.
Eigenwillig und originell ist die Erzählhaltung – der komplette Roman ist in der Man-Form geschrieben, dem Singular der dritten Person, der sonst den Kochbüchern und Lebensratgebern vorbehalten ist. Zusammenfassungen bekommt man natürlich in Merke-Sätzen präsentiert. Merke: Ein wirklich witziges Buch das so manche Parallelen zur eigenen Jugendzeit aufzeigt und interessante Einblicke in die männliche Psyche eröffnet.